Bist du ein Modell? Ein fragwürdiger Beginn eines Gesprächs, könnte man meinen, und doch wirft die Architektur die Frage auf. Was bedeutet es, etwas als Modell zu bezeichnen? Welche Implikationen, Projektionen oder Wünsche sind damit verbunden? Architekten bauen keine Gebäude, sie zeichnen Pläne, sie modellieren Strukturen oder stellen Objekte her; alles Praktiken, die in der Architektur eine lange Tradition haben, seien sie analog oder digital. Als Disziplin, die mit Ersatzmedien und verdrängten Methoden arbeitet, könnten wir die Objekte tatsächlich fragen: Bist du ein Modell? Über einen Anmachspruch hinaus wollen wir das Modell in den Mittelpunkt einer Bewertung des architektonischen Denkens und Handelns rücken.
In einer Zeit des Paradigmenwechsels und der zunehmenden Digitalisierung in der Architektur verspricht eine neue Generation virtueller Modelle Präzision, Vorhersehbarkeit und einfache Kommunikation zwischen Disziplinen und Akteuren. Doch anstatt das Modell in Kategorien einzuordnen, die auf beiden Seiten von Dichotomien wie analog vs. digital oder gegenständlich vs. konzeptionell angesiedelt sind, wollen wir die Rolle des Modells genau auf und zwischen solchen Trennlinien untersuchen - eine Diskussion darüber ist in einer Zeit, in der viele Hoffnungen (und Investitionen) in scheinbar perfekte Simulationsmodelle gesetzt werden, sei es in der Wirtschaft, in der Meteorologie oder in der Medizin, wieder dringlich.
Focus Session 5 vom FID Bau: "Do we look alike?" - Über digitale Mehrfach-Zwillinge und Simulationsprozesse